Anmerkungen
(1) In Nürnberg entstanden 1963 erste Planungen, die Straßenbahn in der Innenstadt unter die Erde zu verlegen, um an der Oberfläche Platz für den überhand nehmenden Automobilverkehr zu schaffen. Dabei legte der Stuttgarter Verkehrsplaner Prof. Walter Lambert auch für Fürth ein entsprechendes Gutachten vor. Er sprach sich für eine oberirdische Weiterführung der aus Nürnberg kommenden
Unterpflaster-Straßenbahn über die Billinganlage zur Hardhöhe aus.
Prof. Lambert schlug weiter vor, die Bundesstraße 8
als zwei
Einbahnstraßen – Richtung Westen durch die Hochstraße und stadteinwärts durch die
Würzburger Str. – zu führen. Dadurch wäre in der südlichen Hochstraße Platz für eine
separate Straßenbahntrasse entstanden. Sie hätte die gegebene Topografie
genutzt, die
Würzburger Straße auf einer Brücke überquert und anschließend die Stiftungsstraße
erreicht. Von dort aus hätten die Gleise über die Hard- und Soldnerstraße
zur Wendeschleife Hardhöhe geführt.
Lambert sah in dieser Ausbauvariante auch den Vorteil, dass viele Umsteigezwänge an der Billinganlage entfallen wären. Den Hauptumsteigeknoten
hätte man nach Westen zur Hardhöhe verschoben und dort die Buslinien nach Unterfarrnbach und Burgfarrnbach bzw. nach Unterfürberg und zur Heilstättensiedlung angebunden. Das Gutachten schloss mit der
langfristigen Option, die Straßenbahngleise durch die Fürther Altstadt ab der Freiheit in einen Tunnel
zu verlegen.
Lambert betonte auch, dass Entscheidungen im Fürther Verkehrsraum nur in enger Beziehung zur
Verkehrsentwicklung im gesamten Nürnberg-Fürther Verkehrsnetz möglich wären. Als der Nürnberger Stadtrat im Jahr 1965
seine Pläne für die Unterpflaster-Straßenbahn zugunsten einer
vollwertigen Untergrundbahn auf der Strecke Langwasser – Stadtgrenze
aufgab, war für Fürth das Ende der Straßenbahn vorprogrammiert.
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Eine Fahrt mit der Straßenbahn nach Fürth ist heute nicht mehr möglich. An Stelle der "klassischen" Linien 1 zur Billinganlage und 21 zur Flößaustraße verkehrt die U-Bahn-Linie 1. (Das Foto
vom Straßenbahndepot Muggenhof ist von Florian Schmidt, www.frankenbahn.de)
Dass das Fürther Straßenbahnnetz zugunsten der um ein Vielfaches teureren U-Bahn aufge-geben wurde, ist vielen Fürthern auch heute noch unverständlich. Das gut funk-tionierende Netz mit 14 Haltestellen wurde durch wenige U-Bahnhöfe abgelöst. Während die Straßen-ahnlinien 1 und 21 bis 1981 tagsüber alle 5 Minuten nach Fürth fuhren, verkehrt die U1 heutzutage nur alle 6-7 Minuten.
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(2) Da die U1 im Fürther Zentrum
einen großen Bahnhofsabstand hat müssen auch noch kostspielig
zusätzliche Busse zur Feinerschließung eingesetzt werden. Dennoch
können viele Fürther die großen Kaufhäuser in Nürnberg bequemer
erreichen - das wirkt sich für den Fürther Einzelhandel negativ aus,
da nun viele Kunden die Nachbarstadt zum Einkaufen besuchen. Von
U-Bahn-Kritikern hört man deshalb oft: „Fürth ist nicht nur die
kleinste U-Bahn-Stadt der Welt, sondern auch die Dümmste.“
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